Der Mitbestimmungsdialog 2025 brachte zahlreiche Akteur*innen aus Betrieben, Gewerkschaften und Politik zusammen, um zwei Jahre erfolgreiche TTBS-Arbeit zu reflektieren. Im Mittelpunkt standen Best Practices aus der Beratungspraxis sowie die Frage, wie Mitbestimmung in Zeiten von Transformation, Digitalisierung und demografischem Wandel stark und zukunftsfähig bleibt. Zugleich zeigte die Veranstaltung klare Perspektiven auf, welche Anforderungen und Chancen Betriebs- und Personalräte in den kommenden Jahren erwarten.


























Am 10. November 2025 haben wir als Transformations- und Technologieberatungsstelle (TTBS) Thüringens zu unserem Mitbestimmungsdialog unter dem Motto „Vergangenheit trifft Zukunft“ eingeladen.
Die TTBS besteht nun seit fast zwei Jahren – ein guter Anlass, auf bereits Erreichtes zurückzublicken, Best Practices aus der Beratungspraxis vorzustellen und zugleich einen konkreten Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und Anforderungen an Betriebs- und Personalräte zu geben.
Unser Mitbestimmungsdialog brachte zahlreiche Akteur*innen zusammen: Betriebs- und Personalräte, Gewerkschaften aus verschiedenen Branchen und politische Entscheidungsträger*innen. Gemeinsam diskutierten wir, wie Mitbestimmung auch in Zeiten von Transformation, Digitalisierung und demografischem Wandel stark und handlungsfähig bleibt.
Eröffnung durch unsere Geschäftsführerin Claudia Grässle
Unsere Geschäftsführerin Claudia Grässle, eröffnete die Veranstaltung mit einer Würdigung der bisherigen Arbeit der TTBS. Sie lobte den Einsatz unserer Berater*innen sowie das Engagement der zahlreichen Gremien, die seit der Gründung der TTBS mit uns zusammenarbeiten.
Claudia machte deutlich:
Transformation ist kein Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess.
Menschen identifizieren sich mit ihrer Arbeit – darum müssen sie in Veränderungsprozessen ernst genommen, beteiligt und unterstützt werden. Die TTBS leistet hierzu einen zentralen Beitrag, indem sie Gremien qualifiziert, stärkt und fachlich begleitet.
Ein besonderer Dank galt dem Thüringer Ministerium für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie, dass die Gründung und den Aufbau der TTBS aktiv unterstützt und damit die Mitbestimmung im Land nachhaltig stärkt.
Grußwort des DGB zu den Betriebsratswahlen 2026 und Forderung nach Transformationsfonds
Renate Sternatz (stellv. Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen) rief in ihrem Grußwort zu mehr Engagement im Hinblick auf die Betriebsratswahlen 2026 auf. Demokratische Strukturen müssten aktiv verteidigt und gefestigt werden.
Sie erneuerte die Forderung nach einem Thüringer Transformationsfonds, der jedoch an soziale Kriterien gekoppelt sein müsse:
- Tarifbindung
- Kein Personalabbau
- Keine Standortverlagerung
Auch die demografische Entwicklung muss stärker berücksichtigt werden. Die Beteiligung und Stärkung der JAVen sei dabei ein entscheidender Baustein, um Mitbestimmung zukunftsfähig zu gestalten.
Grußwort von Arbeitsministerin Katharina Schenk: Mitbestimmung als demokratischer Grundpfeiler
Das Grußwort der Thüringer Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie, Katharina Schenk war uns eine besondere Freude. Sie stellte die Frage, was gute Arbeitsmarktpolitik ausmacht – und gab eine klare Antwort:
MITBESTIMMUNG.
Mitbestimmung sei der demokratische Grundstein guter, sicherer und fairer Arbeitsbedingungen.
Wertschätzung und Beteiligung seien unverzichtbare Voraussetzungen, damit Beschäftigte Transformationsprozesse besser nachvollziehen und konstruktiv begleiten können.
Fachvortrag: Einführung von IT-Systemen – Chancen und Herausforderungen
Unser Berater Thomas Ernst präsentierte einen prägnanten Fachvortrag zu den besonderen Herausforderungen bei der Einführung neuer IT-Systeme und der damit verbundenen Mitbestimmung.
Seine Kernthemen:
- IT-Systeme werden komplexer – besonders durch KI und Datenintegration
- Informationsdefizite, Zeitdruck und fehlende Kommunikation erschweren die Arbeit der Gremien
- IT-Mitbestimmung betrifft alle Mitbestimmungsbereiche
- Arbeitgeber unterschätzen den Aufwand hinter der IT-Mitbestimmung
- Frühzeitige Einbindung, klare Strukturen und externe Expertise sind entscheidend
Zugleich zeigte er, wie IT-Mitbestimmung große Chancen eröffnet – etwa beim Datenschutz, bei der humanen Arbeitsgestaltung, bei Qualifizierungsstrategien und in der Stärkung der strategischen Position der Interessenvertretungen.
Wichtiger Hinweis:
Zu diesem Vortrag veröffentlichten wir außerdem einen sehr ausführlichen und tiefgreifenden Fachartikel auf unserer Website – mit allen Hintergründen und Handlungsempfehlungen.
Best Practices: Zwei Jahre TTBS im Praxiseinblick
Im Sinne unseres Mottos „Vergangenheit trifft Zukunft“ stellten mehrere Gremien vor, wie sie gemeinsam mit uns erfolgreich bewältigt haben.
Forbo Eurocol Deutschland GmbH: SAP-Einführung mit der TTBS
Fabian Köhler (stellv. Betriebsratsvorsitz) schilderte die komplexe Einführung eines SAP-Moduls, bei der:
- unsere TTBS die Betriebsvereinbarung erstellte,
- die Synergie zwischen Anwalt und TTBS besonders gelobt wurde,
- intensive Abstimmungen mit dem BR eines Schwesterbetriebs aufgenommen wurden,
- und eine weitere Betriebsvereinbarung (BEM-Gespräche) in Arbeit ist.
Eine weitere Kollegin aus dem BR von Forbo, betonte, wie wertvoll die Gründung der TTBS sei. Besonders die verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie die Expertise „vor Ort“ wurden hervorgehoben.
Hinweis unserer Geschäftsführung: TTBS ist ein Rechtsanspruch
Claudia Grässle stellte deutlich klar:
- Die Arbeit der TTBS ist als eine Art Arbeitsmittel für Betriebs- und Personalräte einzuordnen.
- Auf unsere Unterstützung gibt es ein Rechtsanspruch für Betriebs- und Personalräte.
- Viele Gremien in Thüringen müssen dies noch stärker verinnerlichen.
Ein Betriebsratsmitglied der ANDRITZ Schuler Pressen GmbH unterstützte dies eindrucksvoll: Unsere Beratung sei eine große Hilfe gewesen, weil man im Alltag schnell betriebsblind werde.
Claudia Grässles prägnanter Satz fasste diesen Gedanken zusammen:
„Man kann Transformationen nicht verhindern, aber gestalten.“
Fachvortrag: Organisation trifft Zukunft – Perspektiven 2026
Unsere Beraterin Katja Bauer zeigte in ihrem Vortrag auf, wie Gremien ihre Rolle strategisch weiterentwickeln können.
Zentrale Botschaften ihres Vortrags:
- Gremien sind Mitgestalter – nicht bloße Kontrollinstanzen.
- Zukunftsfähige Gremienarbeit ist digital, strategisch, nachhaltig und beteiligungsorientiert.
- Schlüsselthemen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung müssen aktiv gestaltet werden.
- Agile Strukturen, klare Rollen und Feedbackschleifen erhöhen die Handlungsfähigkeit.
Die strategische Planung ist in der heutigen Zeit überaus wichtig für Betriebs- und Personalräte, weswegen wir dazu raten moderierte Klausuren durchzuführen, die der Gremienarbeit Struktur und Zielsetzung geben.
Best Practice DMK: Tarifvertrag und Analysearbeit mit der TTBS
Christian Hildebrandt Betriebsratsvorsitz des DMK Deutsches Milchkontor GmbH Erfurt stellte ein umfangreiches Transformationsprojekt vor:
- Änderungen im Tarifvertrag wurden durch die TTBS geprüft
- Eine daraus resultierende Personalbedarfsanalyse erstellt
- Arbeitsabläufe neu definiert
- Eine Klausur begleitet
- Aktionspläne gemeinsam entwickelt
Er lobte die enge Zusammenarbeit zwischen TTBS, Gewerkschaft und Betriebsrat. Außerdem wies er darauf hin, dass die Entwickelten Werkzeuge weiterhin in der Betriebsratsarbeit eine wichtige Rolle spielen und nachhalteigen Einfluss auf die Gestaltung im Betrieb haben.
Gewerkschaftliche Perspektive: Externer Sachverstand als Schlüssel – Beitrag von Kirsten Breuer
Kirsten Breuer, Gewerkschaftssekretär der IG BCE, stellte klar, warum externer Sachverstand unverzichtbar ist. Er fragte provokant:
„Muss es denn immer gleich Geld kosten?“
Dann gab er die Antwort selbst:
Ja – denn komplexe Fragestellungen erfordern Fachwissen, das neben dem Tagesgeschäft nicht zu bewältigen ist.
Er betonte:
- Die Arbeitsrealität wird komplexer, besonders durch KI.
- Gewerkschaftssekretäre haben oft nicht die nötige Zeit für tiefgehende Analysen.
- Die TTBS liefert Know-how, Spezialisierung und strukturelle Entlastung.
- Eine IFO-Studie bestätigt: Unternehmen mit starker Mitbestimmung sind bis zu 30 % produktiver.
Sein Fazit:
„Externer Sachverstand stärkt Mitbestimmung, Qualität und Produktivität.“
Unsere Beratungsschwerpunkte – für starke Mitbestimmung in der Zukunft
Wir unterstützen Betriebs- und Personalräte in allen zentralen Zukunftsthemen:
- Wirtschaftliche Angelegenheiten & Beschäftigungssicherung
- Beteiligungsorientierte Transformationsbegleitung
- IT & Datenschutz
- Entgelt & Leistung
- Betriebliche Qualifizierung & Weiterbildung
- Arbeitsorganisation & Arbeitsgestaltung
- Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Arbeitszeitgestaltung
- Grundlagen & Organisation effizienter Gremienarbeit
Diese Themen begleiten uns in die kommenden Jahre – und die Herausforderungen für Gremien werden weiterwachsen.
Fazit: Zwei Jahre TTBS – und wir fangen gerade erst an
Der Mitbestimmungsdialog 2025 hat gezeigt:
Wir blicken auf zwei erfolgreiche Jahre zurück, in denen wir Gremien gestärkt, Transformationsprozesse begleitet und Mitbestimmung sichtbar gemacht haben.
Gleichzeitig richten wir den Blick klar nach vorn:
Die Herausforderungen werden komplexer – doch gemeinsam mit Betriebs- und Personalräten, Gewerkschaften und Politik gestalten wir die Arbeitswelt von morgen.
Vergangenheit trifft Zukunft – und wir als TTBS gestalten sie mit.